Erfolgreicher Abschluss eines Projektes mit Schülerinnen und Schülern des Berufsbildungszentrum Dormagen und den Künstlern Benaissa Lamroubal und Haben Tesfai

 

Ferienanfang bedeutet für einige Schülerinnen und Schüler des Berufsbildungszentrums Dormagen gleichzeitig das Ende eines erfolgreichen Projektes zum Thema Antisemitismus. “Antisemitismus ist immer noch eines der wichtigsten Themen in Bezug auf Diskriminierung und Rassismus in Deutschland.  Die Aufarbeitung von Antisemitismus in Schulklassen soll die gegenwärtige gesellschaftliche Lage mit einbeziehen und insbesondere den sensiblen konstruktivveränderungsbereiten Umgang mit diesem Phänomen unterstützen.” so Frau Dr Neuhaus., Schulleiterin des Berufsbildungszentrums Dormagen.

Durch das  Kommunale Integrationszentrum Rhein-Kreis Neuss und seine Kooperationspartner im Rahmen  des Bundesprogrammes  “ Demokratie leben”  war es möglich, am BBZ Dormagen einen Workshop  mit Unterstützung von zwei namenhaften Künstlern der deutschen Unterhaltungsbranche durchzuführen:

Haben Tesfai. (Habesha, Musiker aus Düsseldorf) und der bekannte Comedian Benaissa Lamroubal (WDR, Rebellcomedy, Netflix)., ein erfolgreicher deutschsprachiger Comedian mit Lehramts- Vergangenheit, holten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler mit viel Engagement und  Empathie dort ab, wo sie im Rahmen der Thematik standen und setzten mit ihnen  “Ein Statement gegen Antisemitus” (gleichnamiger Titel des Workshops). Sie haben  einen Sketch  ins Leben gerufen, der sich dem Phänomen Antisemitismus annähert. Umrahmt wurde dieser Workshop von zahlreichen Aktionen, u.a. Besuch der Mahn- und Gedenkstätte sowie der Synagoge in Düsseldorf (NGZ – berichtete hierzu am….)

Durch den Kooperationspartner  Ajithan Annalingam  vom    Raum der Kulturen Neuss e.V. wurde die Darbietung des Sketches im Neusser Kulturkeller möglich, der für eine angenehme und ansprechende räumliche Atmosphere sorgte.

Bereichert wurde die Aufführung durch ein kleines Rahmenprogramm, indem u.a. der Schulsprecher Yaser O. das BBZ Dormagen als “Schule ohne Rassismus Schule mit Courage” und den schulinternen Mahn-und Gedenk-Steingarten gegen Diskriminierung vorstellte. Renas Sido, ein ehemaliger BBZ Schüler , stellte Auszüge aus seinem aktuell veröffentlichten Buch „Wo sind meine Olivenbäume? Auf Umwegen von Syrien ins Rheinland“ vor, in dem er auch über syrische Erziehung zum   Israelhass und zur Judenfeindlichkeit berichtet und appellierte, alle Menschen zu respektieren, unabhängig ihrer Religion und Herkunft.  Christiane Winkels (Schulsozialarbeiterin am BBZ Dormagen und Projektleiterin) las in Absprache mit Herrn Bert Römgens,  Verwaltungsdirektor der  Jüdischen   Gemeinde       Düsseldorf , Passagen aus seiner diessjährigen  Neusser Ansprache anlässlich des Yom Ha’Shoa  vor: “…Das, was als antisemitisch beginnt, endet nicht mit Judenhass. Antisemitismus bedroht nicht nur Juden, sondern auch unsere Gesellschaft, die auf Prinzipien von Freiheit und Menschlichkeit beruht. Es geht um uns alle, es geht um unser Engagement für ein freies Land, für Demokratie, Pluralismus und respektvolles Miteinander…”

Die am Workshop beteiligten Schülerinnen und Schüler des BBZ Dormagen haben verschiedene Zuwanderungshintergründe. Einige sind aus einem Krieg in arabischen Ländern geflohen, andere aus dem Balkan oder Afrika. Viele schon vor vielen Jahren in 2. und 3. Generation, andere orientieren sich immer noch in Deutschland. Das verbindet die beiden Künstler auch mit den meisten der Schülerinnen und Schüler, Haben Tesfai und Benaissa Lamroubal hatten laut eigenen Angaben ähnliche Sozialisationserfahrungen.

Viele der teilgenommenen Schülerinnen und Schüler vefügten zu Beginn des Workshops im März dieses Jahres nur über ein geringes Wissen im Kontext der  drei monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam und wunderten sich über die vielen Gemeinsamkeiten. “ Es war, als hätte man mit 3 Geschwistern zu tun, die aus dem gleichen Elternhaus kommen aber sich dennoch ständig streiten. Besonders das älteste und jüngste Geschwisterteil. “ erklärt Benaissa  L. Daraus entstand die Idee, das Thema mit Humor zu verarbeiten. “ Mit einem Comedian an Board schrieben sich die Pointen wie von selbst. Haben Tesfai stellte den Bezug zu Hip Hop her, der Musikkultur, in der sich ein Großteil der Schülerschaft des BBZ wiederfindet” sagt Winkels.

So wurde in einem Sketch eine HipHop Talkshow (Rap Connection) dargestellt, in welcher von den Moderatoren (Azra und Floris) 4 Gäste eingeladen wurden:  die Plattenfirma Deutschland (Zara und Amela), das älteste Rap-Trio Judentum (Justin, Kamlin, Hossam), die erfolgreichste Rapgruppe Christentum (Mohammed Ali, Rozin, Elif) und die erfolgreichen Newcomern der Rapszene, Islam (Tommy, Sanaa und Ronnican).

Die einzelnen Parteien wurden von der Moderation mit harten Fragen zur Beziehung untereinander konfrontiert und mussten ihren Standpunkt verteidigen. Der Plot-Twist zum Schluss ließ die Akteurinnen und Akteure aus ihren Rollen schlüpfen, so dass sichtbar wurde, dass sie jeweils  eine  nicht zur eigenen Identät gehörende Religion und ein fremdes, von der eigenen Herkunft abweichendes  Land im Sketch verteidigt hatten,. So verteidigte Hossam zum Beispiel das Judentum, obwohl er Muslim ist. Tommy den Islam, obwohl er Christ ist und Rozin das Christentum, obwohl sie Jezidin ist.

Alle Akteurinnen und Akteure  sind sich einig, dass es darum geht, für andere einzustehen- auch wenn man nicht zu der jeweiligen Religion gehört. “Wir müssen die deutsche Vergangenheit verstehen und Verantwortung tragen, auch wenn es 80 Jahre her ist und unsere Großeltern vielleicht nichts damit zu tun hatten. Wir gehören zu Deutschland und stehen füreinander ein.”fasst die Moderation in einem Fazit zusammen.

Tosender Applaus und Standing Ovation waren der Dank in einem ausgebuchten Kulturkeller für die monatelange  intensive Beschäftigung mit dem Inhalt und der Darbietung des Theaterstücks.

Durch den großen Erfolg des Projektes mit Benaissa L. und HABEN  und der Beliebtheit beider Künstker bei der Schülerschaft hoffen die Schulleiterin Frau Dr. Neuhaus und die Schulsozialarbeiterin beide Künstler auch im nächsten Jahr für das neue Projekt zum Thema “Frauenrechte in Deutschland” gewinnen zu können.